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Verantwortung übernehmen,
auch über den Verkauf hinaus?



Die Zucht von Kleintieren/Meerschweinchen ist ein schönes Hobby. Züchter festigen durch ihre Arbeit die Rassemerkmale
und Farben neuer und bekannter Rassen und ständig erobern neue Farbschläge die Herzen von Liebhabern.
Verantwortungsbewusste Züchter schonen ihre Zuchttiere, es kommen pro Jahr und Zuchtsau maximal 2 -3 Würfe zur Welt,
mit gut 2 Jahren geht das Mädel in Rente oder wird an Liebhaber abgegeben. Die Anzahl der verkauften Jungtiere ist überschaubar.
Die naturgemäss auch entstehenden männlichen Jungtiere werden möglichst kastriert an Liebhaber abgegeben, auch damit mit für die
Zucht untauglichem Nachwuchs nicht unbedacht vermehrt wird. Die Züchter organisieren sich in Vereinen und Clubs, nehmen an
Fortbildungsseminaren im Bereich Genetik, Haltung und Gesundheit der Tiere teil.
Soweit so gut die Idealvorstellung von ernstzunehmender und seriöser Hobby-Zucht!

Aber dann gibt es andere schwarze Schafe. Es wird gezüchtet, was die Tiere hergeben, das schnelle Geld mit
neuen Rassen und Farbschlägen gemacht. Der Käufer wird nicht oder unzureichend beraten. Junge Böckchen,
für den Züchter unbrauchbar, werden unkastriert und in grosser Anzahl über Kleinanzeigenportale angeboten und verkauft.
Häufig raten diese Züchter von Kastrationen ab, wenn zwei Buben zusammen ausziehen.
Das Verhalten der Tiere ändere sich kaum dadurch und die Jungtiere, mit 4 bis 6 Wochen abgegeben, würden sich auch so gut verstehen.
Alles gut und richtig! Schliesslich müssen die vielen Buben ja auch irgendwohin.

Was aber passiert, wenn eines der beiden Böckchen (wie so oft) vor dem anderen verstirbt und einen neuen Partner braucht?
Der Bock hat nie Sozialverhalten gelernt, war zeitlebens nur mit einem gleich alten Buben zusammen.
Im besten Fall gerät der Halter an einen guten Züchter oder an eine Notstation, der/die ihm dann
einen Frühkastraten als Gesellschaft anbietet, das kann gut gehen.
Wäre der Bub schon in jungem Alter kastriert worden, dann könnte er nun nahtlos Mädels bekommen.
Er hätte den Traum eines Meerschweinchen Mannes und dürfte all seine Instinkte ausleben ohne Nachwuchs zu zeugen,
ein Glück in vielleicht hohem Alter. In hohem Alter ist eine Kastration durch das Narkoserisiko häufig nicht mehr möglich.
Bekommt der Bub dann keinen verträglichen anderen Buben, Frühkastraten oder Kastraten als Gesellschaft,
bleibt er viel zu häufig alleine. Das ist weder anzustreben noch artgerecht!

Leider aber möchten viele Halter zu diesem Zeitpunkt die Haltung aufgeben. Die Kinder haben das Interesse verloren,
man plant einen längeren Urlaub, ein Familienmitglied hat eine Allergie entwickelt. Die Gründe sind vielfältig.
Nur wenige verantwortungsvolle Züchter nehmen diese Tiere dann wieder auf. Es sind dann meist die Züchter,
die von vorneherein nur Kastrate verkaufen. Die Vermittlung ist hier wesentlich einfacher.

Also verschiebt sich das Problem der unkastrierten Böckchen auf Tierheime,
Nothilfen und im schlimmsten Fall in die Natur, auf die Strasse...

Dies soll ein Appell an alle Züchter sein doch einmal darüber nachzudenken, was in 3, 4 und aber 5 Jahren mit
den möglicherweise liebevoll aufgezogenen Jungtieren passiert.
Bitte macht Euch im Sinne Eurer Nachzuchten vor dem Verkauf Gedanken und auch darüber hinaus.

Dies ist auch ein Appell an die Liebhaber und Käufer, sich die Züchter vor dem Kauf genau anzusehen und abzuwägen,
ob nicht vielleicht die Adoption eines Notmeerschweinchens aus einer Nothilfe eine Alternative zum Kauf bei zweifelhaften Zuchten ist.


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Woran kenne ich einen guten Züchter und was ist ein Vermehrer?


Leider ist die Zahl derer, die einmal Babies haben möchten sehr groß.
Manche Mutter möchten, dass ihre Kinder einmal das Wunder der Entstehung neuen Lebens erleben.
So werden in Kinderzimmern immer gerne weibliche und männliche MS zusammengeführt um einmal Nachwuchs zu haben.
Mit Hunden oder Katzen werden eher weniger Experimente gemacht, wohl auch weil die Welpen geimpft werden müssen und das Kosten verursacht.
In vielen ländlichen Gebieten ist es gang und gäbe in Kaninchenbuchten, alten Schweineställen oder
Pferdeboxen einfach eine gemische Gruppe MS zu haben. So entstehen auch süße Jungtiere. Leider geht immer noch das Märchen um,
dass MS Ratten fernhalten würde, vielleicht auch ein Grund ein paar dieser Nager zu halten?

Dann gibt es noch Ponyhöfe, Streichelzoos und Bauernhöfe, die Urlaub für Familien mit Kindern anbieten.
Süße MS werden auch dort gerne für die Besucher gehalten. Geschlechtertrennung wird nicht vorgenommen.
Die Weibchen bekommen eines ums andere Mal Junge, bis sie tot umkippen oder nicht mehr aufnehmen.
Diese genannten Möglichkeiten nennen Tierschützer "Vermehrer". Es wird kein Wert auf Abstammung,
Gesundheit, Rasse oder Farbe gelegt, es gibt also nur das Zuchtziel, Tiere zu vermehren, um sie
dann bei XBay Kleinanzeigen, auf Tiermärkten oder am Schwarzen Brett zu verkaufen.
Meist sind diese MS billig zu haben (unter 20 Euro).

Ein SERIÖSER Züchter versucht durch gezielte Verpaarung größere, gesündere Tiere mit einer besonderen
Haarstruktur und Farbe oder Farbverteilung zu züchten. Er/Sie lässt die Qualität seiner Tiere von
Richtern auf Tischschauen bewerten. Weibchen bekommen meist nur 2 oder 3 Würfe, bevor sie in Rente
gehen (2 Jahre) und bevor sie richtig alt sind.
Die Jungtiere werden nur an Halter vermittelt, die ein artgerechtes Gehege vorweisen können.
Männliche Vermittlungstiere werden immer kastriert abgegeben (es sei denn an Züchterkollegen)
und niemals an Anfänger als Bockpaar abgegeben. Niemals werden nur Jungtiere zusammen verkauft,
niemals in reine Weibchengruppen. Das Mindestabgabegewicht ist 300 g, darunter bleiben die Jungen
bei der Mutter oder zumindest bei anderen erwachsenen MS. Züchter stellen Abstammungsnachweise aus
oder geben zumindest eine Geburtsurkunde mit. Jederzeit wird ein seriöser Züchter seine
Nachzuchten auch zurücknehmen, beraten und nachfragen, wie es den Tieren denn geht.
Solche Züchter inserieren eher NICHT in den Kleinanzeigen.
Die Kunden finden sie auch so, meist über Mundpropaganda.

Dann gibt es natürlich noch viele schwarze Schafe in einer Grauzone zwischen Vermehrer und seriösem Züchter.
Wer sicher gehen will, der wendet sich besser an eine SERIÖSE Nothilfe...

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