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Bockgruppenhaltung



Zwei zusammen erworbene Jungböckchen fangen an sich zu prügeln?
Plötzlich herrscht Unfrieden und ständig ist Streit und Gejage?
Warum denn bloss, bisher war doch alles so harmonisch?
Was sind die Gründe dafür?

Leider ist es so, dass die meisten Züchter, Zooläden und Privathalter die männlichen
Meerschweinchen in sehr jungem Alter von 4 bis maximal 6 Wochen abgeben,
weil sie dann geschlechtsreif sind. Außerdem wünscht der Kunde niedliche Babies
und ältere Buben sind schwer oder gar nicht verkäuflich.

Da liegt schon der erste Grund für mögliche Probleme.
Junge Meerschweinchen in geschlechtsreifem Alter sind wie menschliche
Vorschulkinder völlig hilflos im Umgang mit Artgenossen. Sie haben ihre
Sprache bisher mangelhaft gelernt. Niemand hat ihnen gezeigt,
wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten müssen und wie man Streit vermeidet.
Oft kennen sie noch nicht einmal genügend verschiedene Futtersorten
und wissen nicht was man fressen darf und was nicht.

Dreiergruppen sind die ungünstigste Konstellation von Bubengruppen.
Einer ist immer das dritte Rad am Wagen, sowas geht fast nie gut.
Hier hilft es also nur die Anzahl zu begradigen (2er WG oder 4er WG).

Das nächste Problem liegt darin, dass der Hormondruck sehr stark ist.
Bis zum Alter von fast 2 Jahren machen die Buben hormonelle Schübe durch,
die sich in sogenannten Rappelphasen äußern. In diesem Alter versuchen
die heranwachsenden Jungböckchen ihren Rang in der Gruppe zu verbessern
und eigene Weibchen zu erobern um einen eigenen Harem zu gründen.
Wer es bis zum zweiten Lebensjahr nicht geschafft hat sich zu vermehren
und seine Gene weiterzugeben, der ist chancenlos, denn viel älter werden
Wildmeerschweinchen in der Natur meist nicht. Das hat sich auch bei
unseren Hausmeerschweinchen erhalten und ist ein normales Verhaltensmuster.


Was also tun?

Ich würde hier dazu raten erstmal alle "Hormonbomben" gleichzeitig kastrieren
zu lassen und unmittelbar danach eine Vergesellschaftung der Jungs
im gereinigten und völlig umdekorierten Gehege zu versuchen. Die Jungspunde sind
nach der OP Leidenspartner im Bunde, alle etwas geschwächt und bestimmt
nicht zum Streit aufgelegt. Das Gehege braucht dazu nicht mit Decken ausgelegt zu werden.
Es reicht völlig aus die Einstreu sauber und trocken zu halten.

Wir wollen die Gruppe vergrößern, welche Kandidaten sind geeignet?

Ein Frühkastrat wird vor der Geschlechtsreife kastriert, war also nie Mann
und riecht auch nicht so. So ein Frühkastrat ist für die Notstation immer
die bequemste Wahl, wenn es darum geht einem alten, unkastrierten Bock
(der nicht mehr kastriert werden kann) einen Partner für den Rest
seiner Tage zu geben. Der alte Bock wird ihn dulden und freundlich behandeln.

Nichts anderes würden die Jungspunde auch mit dem kleinen Mann machen
und sich wohlmöglich darüber hoffnungslos zerstreiten. Jeder der
unerzogenen Kerle will den vermeindlich weiblichen Artgenossen für sich alleine.
Ein Konkurrent wird nicht im eigenen Revier geduldet, verbissen und verjagt.

Es wäre wesentlich sinnvoller, dass die jungen Kerle ersteimal von einem erfahrenen
"Haudegen" erzogen und in ihre Schranken verwiesen werden. Ich würde in
diesem Falle zu einem oder zwei bockgruppenerfahrenen Kastraten
im Alter von 3 bis 4 Jahren raten, der/die sich zu helfen und zu verteidigen weiß/wissen
und den Buben beibringt/beibringen, was man als Bube darf und was nicht.

Copyright: Gabriele Busch, 2016 - 2019